In meinem Bett bin ich nicht allein.
Ich. Bin. Abgestürzt. Ins Nirwana gerauscht. Und das empfehle ich euch allen!
Weil es einfach geht: Ihr bucht ein Zimmer, z. B. im fabelhaften Henri Hotel. (In Berlin.) Dort checkt ihr zu einer sehr ungewöhnlichen Zeit ein, oder irritiert auf andere Weise das Zimmermädchen. Wichtig ist: Ihr reißt sie aus ihrer Routine, so dass sie die Räder unter eurem Bett nicht fest justiert. (Achtet bei der Buchung darauf, dass ihr ein Bett mit Rädern kriegt.) Nicht alle haben Räder. Ihr braucht unbedingt eins mit!
Bucht euch: Ein Doppelbett (zwei einzelne Matratzen) das auf Rädern steht.
Dann hilft es, wenn ihr vor eurer Ankunft im Hotel mindestens 10 Tage lang nächtlich das Bett gewechselt habt. Ihr habt beispielsweise in Berlin gedreht, in München auf der herCAREER eure innovatione Kommunikationsmethode vorgestellt, zwischendurch den Opa am Südufer des Starnberger Sees besucht, die Schwester am Nordufer, wart kurz zu Hause, Koffer umpacken, die Kinder tauschen und sobald ihr das alles absolviert habt, bucht ihr das Hotel. Ich EMPFEHLE das Henri Hotel. Vermutlich, weil es magisch ist. Eine Pforte in eine andere Welt. Sie tut sich zwischen den Betten auf. Wenn ihr Nachts, im Schlaf, genussvoll von Matratze (A) auf Matratze(B) rüberrollen wollt und stattdessen in den Spalt dazwischen stürzt.
Ihr könnt mir glauben, das ist ein völlig absurdes Event.
Weil ihr, bzw. ich in dem konkreten Fall, überhaupt nichts kapiert! Ihr könnt die Tageszeit nicht zuordnen, weil das Zimmer dunkel ist. Könnte vier Uhr morgens sein (einen Blick auf den Wecker habt ihr gerade noch geschafft, bevor der Schlund sich aufgetan hat) könnte aber auch 16:00 Uhr sein. Nachmittags. Könnte Berlin sein, könnte aber auch München, Starnberg, könnte Süd oder Nord, oder doch Düsseldorf ? Könnte! Und wer seid ihr? Also ich!
Wer bin ich?
Genau das hab ich mich gefragt, als die Matratzen nachgaben. Ich wusste nicht mal, ob ich auf dem Rücken landen werde, oder doch auf dem Gesicht. Das war meine größte Sorge, weil ich (Schauspielerin…) sofort dachte: ich soll bestimmt irgendetwas spielen. Jemand sein. Eine. Und die darf dann kein zerschmettertes Gesicht haben. Sonst schimpft die Maske. Ist ja klar. (Ich bin auf dem Rücken gelandet. Sanft. Die Betten sind in Zeitlupe auseinander gerollt, ich hab mir überhaupt nicht weh getan.)
Ich war glücklich! Weil es ein Moment der Freiheit war.
Der absoluten Freiheit. Die erlebt man nicht sehr oft. Meistens ist man Zwängen ausgesetzt. Verpflichtungen. Man muss Geld verdienen, die Kinder versorgen, jemand sein. Eine Mutter, eine Schauspielerin, Schwester, Freundin, Ansprechpartnerin, Geschäftspartnerin, Kolumnistin, eine Frau, ein Mensch. Jemand mit einem interessanten Feed. Und vielen Likes. Mit jeder Rolle gehen ganz eigene Verpflichtungen einher.
Als ich zwischen die Betten stürzte, wusste ich nicht, wer ich bin.
Ohne Witz. Für einen kurzen Moment war es mir herrlich wenig klar. Und das fühlte sich befreiend an: Niemand zu sein. Weder zu wissen wo, noch wer. Wer niemand ist, kann alles sein. Kann raus, aus all den Rollen und Verpflichtungen. Flucht ins Ungewisse. In die Möglichkeit. So fühlt sich Freiheit an. Also pur. In der Essenz.
Spoiler: Man kann sie nur ganz kurz aushalten. Sofort sucht man Sicherheit. Greift in die Luft, hält sich am Bettlaken fest. (Obwohl ich so verwirrt war, als ich rutschte, dass ich nicht verstanden hab, wo ich mich jetzt festhalten kann.) Das mit den Betten war einfach so ungewöhnlich! Dass man mitten in der Nacht von seinem Bett gefressen wird. Mental.
Warum erzähl ich’s euch?! Weil es symbolisch ist!
Ein Bild. Für das, was ich gerade tue. Hatte ich ja schon angeteasert: (Siehe vorherige Kolumne) Ich habe eine Technik entwickelt. “Morphing”. Zusammen mit Anna-Maria Kuritzova, meiner Geschäftspartnerin. (&Freundin. &Kollegin.) Eine Kommunikationstechnik, auf Basis von Rollenarbeit.
Oh mann, Mareile! Das Beste (=wichtigste) schreibst du ganz am Schluss?!
Na und?! Die Guten lesen ja auch bis zum Ende mit. ;-) (Hallo!?)
Wir wollen also kommunikative Prozesse mit gestalten. Positiv. Anna-Maria und ich. Weil uns die Kommunikations zuletzt so gar nicht mehr gefallen hat. Der öffentliche Diskurs. Aber auch privat hören wir traurige Geschichten, von verhärteten Fronten, Unversöhnlichkeit, Missverständnissen, zerbrochenen Freundschaften und Angst. Gar nicht gut!
Als Spielerinnen genießen wir aber einen sagenhaften Luxus:
Wir haben zwei Perspektiven auf die Frage: “Wer bin ich.” Wir können uns nämlich immer auch fragen: “Wen stelle ich dar?” Der Unterschied?! Ganz klar: Als Darstellerinnen sind wir im Kreativmodus. Wir nehmen unser Schicksal in die Hand. Gestalten es. Spielerisch. Übernehmen Verantwortung dafür, wer wir sind.
Warum das so viel besser ist (fast so befreiend, wie im Henri Hotel zwischen zwei Betten zu rutschen) was die Rollen GANZ GENAU damit zu tun haben und warum der DIALOG dabei eine so beglückenden Rolle spielen kann, schreibe ich beim nächsten Mal. Bleibt dran. Lest mit. Irgendwas müsst ihr schon auch tun. Empfehlt meine Texte. Das Blog. Schaut euch die nagelneue homepage an: www.morph-fortbildungsevent.de
Bucht ein Seminar. Das nächste Offene findet in Hamburg statt:
am 20. 11. 2022
von 14-18 Uhr
Ehemalige Reinigung, Alsterdorfer Straße 214, 22297 Hamburg
Morph!
Bringt eure Betten mit. ;-) Buchen könnt ihr direkt bei mir: blendl@morph-event.de